24. Mai 2011

Abgespeckte Glitzerpalast-Variante

Gotha . 12 000 bis 15 000 Quadratmeter groß und eng an die Innenstadt angebunden – unter diesen Voraussetzungen würde ein Einkaufszentrum an der Gartenstraße Gothamehr Attraktivität bringen.

Zu diesem Ergebnis kommt das Büro „Stadt + Handel“ aus Dortmund in seiner Untersuchung zum Handelskonzept für die Stadt Gotha . Die Studie war von der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben worden, um den aktuellen Stand zu erfahren, aber vor allem auch, weil es Interesse eines Investors gibt, an der Gartenstraße ein neues Einkaufszentrum zu bauen. Im Volksmund wurde dieses Projekt bereits „Glitzerpalast“ getauft (wir berichteten).

Ursprünglich plante die Firma Saller aus Weimar – dort hat sie das „Atrium“ gebaut – 23 000 Quadratmeter Verkaufsfläche in dieser Residenz-Galerie. „Doch auch mit der nun empfohlenen kleineren Variante kann der Investor leben“, sagte Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) auf Nachfrage unserer Zeitung.

Es gehe darum, in einem solchen Einkaufszentrum größere Flächen – ab 300 Quadratmetern auf einer Ebene – anbieten zu können. Solche Plätze könne der derzeitige Gebäudebestand in der Innenstadt nicht bieten, berichtete Kreuch über ein Ergebnis der Studie.

Er weiß, dass große Elektronikläden und eine schwedische Modekette bereits Interesse angemeldet hätten für das neue Gothaer Einkaufszentrum. Und die Firma Rewe , die an der Gartenstraße derzeit einen Markt hat, wolle auf jeden Fall mit einziehen. „Gespräche gibt es auch mit dem Betreiber der Gothaer Kinos, um eventuell als Ersatz für das Kino im Kulturhaus ein neues Lichtspieltheater zu etablieren“, sagte Knut Kreuch . Das Konzept des Investors sehe weitere Freizeiteinrichtungen, beispielsweise einen überdachten Spielplatz, vor.

Natürlich solle das Einkaufszentrum ausreichend Stellflächen nicht nur zum Kurzzeit-Parken bieten. „Öffentliche Toiletten ließen sich ebenfalls gut integrieren“, so der Oberbürgermeister, „die brauchen wir in der Innenstadt dringend“.

Als wichtigsten Aspekt sieht er die Vernetzung des Einkaufszentrums mit der Innenstadt. „Wir müssen beides als Einheit betrachten, als gegenseitige Ergänzung.“ Das solle sich sowohl in der Vermarktung als auch baulich niederschlagen.

„Die Stadt will dem Investor Bedingungen stellen: drei Übergänge vom Einkaufszentrum zur Innenstadt soll es geben – in der Lutherstraße, in der Pfortenstraße und im Brühl „, so Kreuch. Das sei ebenerdig mit einer Überdachung oder mittels Brücken möglich. „Mit dieser Einheit soll das Einkaufszentrum auch helfen, mehr Menschen in die Gothaer Innenstadt zu bringen.“

Dazu soll auch ein neuer Parkplatz für Reisebusse auf dem Gelände der ehemaligen Getreidewirtschaft an der Ecke Remstädter Weg/Gartenstraße beitragen. „Die Touristen werden am Marstall abgesetzt, schauen sich Schloss Friedenstein und den Park an, laufen dann durch die Innenstadt, müssen den Schlossberg nicht wieder hoch, sondern werden an der Gartenstraße wieder abgeholt“, so Kreuch.

Der Gothaer Händlerring, der viele Geschäftsinhaber im Zentrum vertritt, lehnt die Residenz-Galerie bisher ab. „Wir sind nicht gegen ein Einkaufszentrum und rollen einem Investor den roten Teppich aus – aber nur, wenn er in der Innenstadt investiert. Nur das würde wirklich zu einer Belebung führen, die dringend notwendig ist“, hatte Gudrun Schatz , die Vorsitzende des Händlerrings, geäußert.

Allerdings werde die Diskussion fortgesetzt: Interessierte Vertreter aus Gastronomie, Industrie, Handel, Handwerk und des Stadtrates sind für Mittwoch, den 25. Mai, 19.30 Uhr, zum Gewerbestammtisch ins Reisebüro „Sonnenklar.TV“ in der Jüdenstraße 1 eingeladen. Die Firma Saller werde dort über die Investition in der Gartenstraße informieren und sich der Diskussion stellen, kündigte Andreas Dötsch , Mitglied im Vorstand des Händlerrings, an.

Die Stadtverwaltung bereitet zur August-Sitzung des Stadtrates einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan vor. „Ende des Jahres werden die Planungen so konkret sein, dass wir sie in einer Bürgerversammlung vorstellen können“, so der OB. Es sei ihm wichtig, die Meinung der Gothaer zu erfahren.

Claudia Klinger 24.05.11
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