GOTHA Gespräch mit Andreas Dötsch. Der Vorsitzende des Gothaer Gewerbevereins zieht Bilanz.
Umsatzrückgänge bis zu 100 Prozent wegen der Corona-Maßnahmen, Einschränkungen durch das Bauen am Hauptmarkt, nach wie vor Leerstände und abgesagte Veranstaltungen — gab es im vergangenen Jahr auch gute Nachrichten?
Die gab es. Wir haben inzwischen mehr Mitglieder, der Branchenmix ist dabei breiter geworden. Aktuell sind es 77 und sie haben ihren Sitz auch im Landkreis, nicht nur in der Stadt Gotha. Es sind neben inhaber-geführtem Einzelhandel auch große Betriebe dabei.
Wir sind auch sehr froh über den guten Anlauf des Gotha-Gutscheines. Mit Stand vom 21. Januar sind 5479 Gutscheine verkauft.
Gibt es auch Nachteile des Gutscheins?
Das ist eine Frage der Sichtweise. Die akzeptierende Stelle, also meist aus Einzelhandel, Dienstleistung und Kultur, bekommt nur 10,40 Euro wieder ausgezahlt. Doch das restliche Geld ist gut angelegt. Damit wird nicht nur das Organisatorische bezahlt, sondern auch geworben in Tageszeitungen, im Rundfunk, auf Plakaten , Zapfsäulen und auf vielen anderen Wegen.
Was nützt der Gutschein, wenn man nicht Arbeitgeber ist?
Man kann ihn auch privat kaufen, zum Beispiel im Kaufhaus Moses oder Gotha-adelt-Laden, wenn beide dann wieder öffnen dürfen. Der Steuervorteil fällt natürlich weg. Aber während Viele in Gutscheinen als Geschenk eine Notlösung sehen, hat der Gotha-Gutschein eine Botschaft: „Wir halten hier in der Region zusammen!“, könnte man sie formulieren. Das ist dann doch mehr als nur ein Ersatz für Bargeld. Auch die Stadt Gotha, als einer der Kooperationspartner, nutzt ihn als Präsent. Dafür sind wir sehr dankbar. Jetzt im Lockdown kann man den Gutschein über die Telefonnummer 03621/22 28 24 beim Citymanagement der Stadt Gotha oder den Webshop unter www. gotha-gutschein.de erwerben.
Der Jahresempfang und wichtige Preisvergaben wurden bedingt durch die Corona-Einschränkungen abgesagt. Wie geht der Vereinsvorstand damit um?
Wir werden die Preise, hoffentlich noch in diesem Jahr, für zwei Jahre in einem Jahr vergeben. Sowohl den Dirk-Kollmar-Preis für das innovativste und für die Region engagierte Unternehmen wie auch den Löffler-Preis für Auszubildende, die in der praktischen Tätigkeit im Unternehmen überdurchschnittlich gut sind.
Was tut der Verein jetzt in der Krise für die Mitglieder?
Schon im ersten Lockdown haben wir über die Hilfen umfangreich informiert. Leider können wir nicht beeinflussen, ob Hilfen zu spät ausgezahlt werden wie jetzt den November und Dezember 2020 betreffend. Wir machen über alle Kanäle und Kontakte auf diesen unhaltbaren Zustand aufmerksam. Ich hoffe, unsere Kampagne „Wir machen auf…..merksam.“ bewirkt etwas. Den nächsten Gewerbestammtisch gibt es am 26. Januar per Telefonkonferenz ab 17 Uhr. Der Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski (CDU) unterstützt uns mit einer Möglichkeit, FFP2-Masken günstig zu erwerben.
Die Probleme durch die Corona-Einschränkungen sind mit den sonstigen akuten Problemen in der Dimension nicht zu vergleichen. Jedes Angebot, dass es nach der Krise nicht mehr gibt, wird uns fehlen.
Aktuell plant der Bund eine Unterstützung der Gewerbetreibenden mit einer Teilwertabschreibung für Saisonware & Waren mit Verderb.
Dies wird primär nur Bilanzierern zugutekommen. Die vielen kleinen Solo=s, die eine Einnahmen- / Überschussrechnung machen, fallen hierbei nach unserer Auffassung runter. Auch das thematisieren wir.
Was gibt es sonst an akuten Problemen?
Wenn die Pandemie hier vorbei ist, durch ein neues Medikament für die schon Erkrankten, durch vorbeugende Impfungen oder auch, weil viele Menschen entdecken, wie hilfreich eine allgemeine Stärkung des Immunsystems sein kann, dann ist wieder anderes gegenwärtig. Die denkmalgerechte Sanierung des Hauptmarktes in Gotha, so schön das Ergebnis dann sein mag, hat auch ihre Spuren hinterlassen. Das Parken am oberen Hauptmarkt, einst umsatzfördernd, wird dann wegfallen, dafür Gastronomie und Kultur im Freien locken. Da muss viel getan werden, die Kundschaft anderweitig in die Stadt zu bringen. Hierfür haben wir im Oktober eine Entwicklungsvereinbarung mit der Stadtverwaltung geschlossen. Ein zentrumsnahes Parkhaus, die Möglichkeit städtische Flächen unentgeltlich zu nutzen, eine Bushaltestelle könnten helfen, etwas auszugleichen. Doch es braucht noch mehr Ideen, vor allem aber den Zusammenhalt in der Region. Alles andere wäre später zu bereuen.