14. Februar 2024

Im Niedergang? Innenstadt und Altstadtforum in Gotha

• Lesezeit: 4 Minuten | Von Peter Riecke

An einem Montag fährt ein großer Lkw mit Kofferaufbau nachts in die Erfurter Straße der Kreisstadt ein. Er gehört, das lässt die Werbung auf dem Aufbau vermuten, zur Handelskette „Ernsting‘s family“. Die Filiale an der Ecke Fischgasse wird beliefert. Tagsüber ist sie oft gut besucht. Doch ihre Tage sind gezählt, bestätigt sinngemäß die Pressestelle der Handelskette auf Nachfrage.

Im Altstadtforum, das von „Mäc Geiz“ verlassen wird, wird dafür eine neues, größeres Geschäft von „Ernesting‘s family“ eröffnet. Auf einen Termin wollte man sich noch nicht festlegen, da ein Umbauphase erforderlich ist, aber spätestens im Sommer soll die Lücke im Altstadtforum, die mit der Schließung von Mäc Geiz am 18. Februar entsteht, geschlossen sein.

Der Rückzug ist kein Zeichen des Niedergangs

Der Rückzug von „Mäc Geiz“ sei keine Zeichen des Niederganges, bestätigt auch Andreas Barth von der Firma Saller, die das Altstadtforum gebaut hat und betreibt. Die Kette straffe ihr Portfolio, während die anderen schon länger ein größeres Geschäft suchen. Deshalb war es auch kein Problem, „Mäc Geiz“ vorzeitig aus dem Mietvertrag zu entlassen, der eigentlich noch fünf Jahre gelaufen wäre. Man habe jede Menge Anfragen für das Altstadtforum, ergänzt Barth.

Ernsting‘s family habe zwei Jahre in der Innenstadt nach mehr Platz gesucht, bestätigt der Gewerbeverein. Dennoch gibt es im Moment viel Leerstand, beginnend an der Ecke zum Arnoldiplatz über den Lessinghof bis zum ehemaligen Gebäude des Kaufhauses „moses“. Schräg gegenüber sucht Makler Bendix per Plakat Nachmieter für das ehemalige „Barrique“. Eine Bäckerei- und Fleischerei-Filiale mit Imbiss ist dort nebenan seit Jahren geschlossen. Auf dem Neumarkt gibt es auch keinen Mieter für die ehemalige Viba-Filiale. Ein in Teilen trauriger Anblick, dabei ist die Erfurter Straße ja die 1A-Lage im Zentrum der Kreisstadt.

Gewerbeverein Gotha sieht Chancen für Innenstadt

Dennoch sieht Andreas Dötsch, der Vorsitzende des Gothaer Gewerbevereins, nach wie vor Chancen für die Gothaer Innenstadt. Denn nicht nur für das Altstadtforum, sondern auch für andere Bereiche der Innenstadt gebe es immer wieder Anfragen. Ein Sanierungsstau der Gebäude, teilweise horrende Mietvorstellungen der Besitzer und der Wunsch mancher Vermieter, lieber ein Büro als eine Handelseinrichtung im Gebäude zu haben, stehen mitunter im Wege. Doch häufig erscheine als Leerstand auch, was lediglich mit einem Besitzer-, Betreiber – und gegebenenfalls auch Branchenwechsel zusammenhängt.

Andreas Dötsch ist jedenfalls froh, dass Ernesting’s sich nicht für ein Objekt am Stadtrand entschied oder Gotha ganz verlässt. Die Kette wollte expandieren und bekommt nun ein größeres Geschäft.

In der Jüdenstraße ist mit dem Ladenlokal der Stiftung Friedenstein wieder Leben eingezogen, wo früher das Reisebüro war. Mit dem künftigen Spielehaus und der Jugendherberge würde die Südseite der Straße deutlich gewinnen. Erfahrungsgemäß ziehe dies auch die gegenüberliegende Hälfte einer Einkaufsstraße mit. Für die untere Etage des ehemaligen Moses-Gebäudes in der Erfurter Straße liefen bereits Verhandlungen.

Branchen- und Betreiberwechsel können erfolgreich sein, dafür gibt es in der Gothaer Innenstadt Beispiele, so am Hauptmarkt mit dem Blumen-Kavalier. Dieses Geschäft hat sich mitten in der Corona-Krise etabliert. Nebenan ist mit dem Servicebüro Stadtsanierung ein Leerstand vermieden. Hoffnung wecken die Planungen zu einer Bushaltestelle zugunsten der Innenstadt nahe des Oberen Hauptmarktes. Am Buttermarkt sind mit „feines & loses“, “Hanf im Glück“ und der Kerzenwelt Betreiberwechsel gelungen. Anfragen für neue Geschäfte koordiniert das Citymanagement, erinnert Andreas Dötsch.

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