Gotha. Die Innenstadt von Gotha wird zunehmend trister. Immer wieder schließen Geschäfte. Warum neue Läden an der Gartenstraße nicht das Problem sind.
Während der Parkplatz am Altstadtforum in Gotha meist gut gefüllt ist, gehören leere Schaufenster in der Innenstadt längst zum Alltag. Nachdem die Arko-Filiale in der Erfurter Straße infolge einer Insolvenz schließen musste, stellte zuletzt auch der Schuhreparatur- und Schlüsseldienst „Hoto“ in der Marktstraße den Betrieb ein.
„Da müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen“, sagt Andreas Dötsch, Vorsitzender des Gewerbevereins Gotha. In Zeiten der Digitalisierung verändert sich das Kaufverhalten zunehmend, und der Online-Handel floriert. Für Dötsch ist klar, dass hierbei keine Trendwende zu schaffen ist.
„Die City wird zunehmend zur Begegnungsstätte“, meint Dötsch. In Zukunft werde es statt Geschäften mehr kulturelle und gastronomische Angebote brauchen.
Sanierungsstau und Immobilienpreise bremsen Gotha aus
An Interessenten mangelt es Dötsch zufolge nicht für die Innenstadt von Gotha. Einen Beleg dafür sieht die City-Managerin Elisabeth Kupfer im Buttermarkt: „Dort gab es jahrelang Leerstand. Jetzt haben wir einen vollen Markt; das hatten wir zuvor nicht.“ Kupfer kämpft gemeinsam mit dem Gewerbeverein für eine attraktive Innenstadt, ist sich aber auch ihrer Grenzen bewusst.
„Das Problem ist, wenn Eigentümer noch Mietvorstellungen wie vor 20 Jahren haben“, sagt Kupfer. „Aber da haben wir keinen Einfluss.“ Als Beispiel nennt sie das alte Joh-Kaufhaus. Noch bevor das „Moses“ die Flächen für sich zu nutzen begann, hatte der Textil-Discounter „Primark“ Interesse an der Immobilie gezeigt. Die Kette konnte sich aber nicht mit dem Eigentümer
einigen.
Jüdenstraße soll auch wiederbelebt werden
Laut Andreas Dötsch spielt auch Sanierungsstau eine Rolle. Erst im Frühjahr schloss in der Marktstraße ein kleineres Bekleidungsgeschäft. Elisabeth
Kupfer zufolge habe es bereits vor der Schließung Interessenten gegeben; das Gebäude sei aber sanierungsbedürftig. Derzeit laufen in dem Gebäude Bauarbeiten. „Interessenten, die Geld anfassen wollen, werden auch immer weniger“, sagt Kupfer.
Ein besonderes Augenmerk richtet die City-Mangerin auf die Wiederbelebung der Jüdenstraße. Dort gebe es drei Immobilien mit starkem Sanierungsstau. Sie sei aber auch schon mit Eigentümern im Gespräch, so Kupfer. Die Stadt Gotha erhofft sich auch durch die neue Jugendherberge mehr Treiben in der Jüdenstraße und der übrigen Innenstadt.
Gotha hat „wahnsinnige Chancen“
Dass das Altstadtforum dazu beiträgt, dass die Innenstadt Geschäfte verliert, sehen Dötsch und Kupfer nicht. Im Februar zog das Bekleidungsgeschäft „Ernsting‘s Family“ in den „Glitzerpalast“. „Das ist besser als ganz weg“, meint Andreas Dötsch. Er merkt zudem an, dass der Laden damit auch seien Plan einer Vergrößerung umsetzen konnte.
Derweil sollen an der Gartenstraße weitere Flächen für Einkaufsmöglichkeiten entstehen. Auch dort sieht Elisabeth Kupfer keine Konkurrenz für die City. „Das, was sich dort ansiedelt, würde nie in die Innenstadt kommen“, sagt Kupfer. Bislang ist ein Zoofachmarkt als Interessent im Gespräch. Ein kleiner Laden könne dessen Sortiment gar nicht abbilden, so Kupfer.
„Wir haben wahnsinnige Chancen“, sagt Andreas Dötsch. Er verweist aber auch auf eine lange Dauer, bis Maßnahmen Wirkung zeigen. „Man kann das nur Stück für Stück machen und Geduld haben.“ Neben Kultur und Gastronomie nimmt auch die Nachfrage nach Wohnraum zu. „Da müssen wir die Versorgung gewährleisten und Online-Handel vorbeugen“, sagt die City-Managerin.