18. Februar 2019

Interview mit Gewerbevereins-Chef Andreas Dötsch

Im Gewerbeverein ­Gotha ­ziehen knapp 50 ­Gleichgesinnte an ­einem Strang – vom großen ­Unternehmen bis zu kleineren Facheinzelhändlern in der Innenstadt, Vereinen, diversen Einrichtungen und städtischen Betrieben. Im Gespräch mit Andreas Dötsch, dem Vorsitzenden des Gewerbevereins:

Welchen Aufgaben stellt sich der Verein?

Unser Ziel ist, den Wirtschaftsstandort Gotha und den Landkreis zu fördern. Wir sehen uns als festes Bindeglied zwischen der Verwaltung und unseren Mitgliedern, betreiben Lobbyarbeit.

Was steht in diesem Jahr an?

Da ist der Schwerpunkt die Baustelle Hauptmarkt. Darauf werden wir uns konzentrieren wie auch auf das Thema Baustellen-Marketing. Auch, was die gesamte Stadt betrifft. Wir möchten gern die Verwaltung dafür sensibilisieren, dass es für jede Form von Wirtschaft, Handel, Gastronomie wichtig ist, langfristig auf Bauprojekte hingewiesen zu werden. Das ist ein Manko, das wir in der Verwaltung haben, es funktioniert noch nicht reibungslos.

Wo drückt der Schuh noch?

Wir sind auf einem sehr guten Weg mit der Verwaltung. Doch wir versuchen, bei vielen ­Themen weiter zu sensi­bilisieren. Es ist schwierig, ein Wirtschaftsunternehmen zu führen, egal welche Größe es hat. Und da sind die Standort­faktoren immens wichtig. An dieses Thema müssen wir sehr behutsam herangehen. Wenn jemand in der Verwaltung Recht und Gesetz kennt und nun ein offenes Ohr für Betriebswirtschaft haben soll, ist das nicht so einfach. Jahrelang waren die Fronten verhärtet ­zwischen Gewerbe und Verwaltung, Das ist inzwischen zum Glück nicht mehr so.

Wie bewerten Sie die Einkaufsmöglichkeiten in Gotha?

Ausbaufähig. Wir haben eine wunderbare Auswahl an individuellem Facheinzelhandel. Das ist der Vorteil Gothas gegenüber Städten wie Erfurt oder Eisenach. Aber das bringt auch Probleme mit sich. Zum Beispiel bei den Kernöffnungszeiten. In vielen kleinen Geschäften stehen ganze Familien dahinter. Und auch ein solcher Unternehmer möchte am Wochenende Zeit mit seinen Lieben verbringen. In großen Filialen ist es einfacher zu händeln, das Geschäft länger zu öffnen. Daran arbeiten wir.

Passt die Infrastruktur?

Nein. Auch hier sind wir im Gespräch. Ein ­Thema ist die Parkplatzsituation. Da ­werden wir noch in dieser Legislaturperiode die Stadträte einladen. Sie haben von ‚Gesundheitsmanagement‘ gesprochen und davon, dass die, die in die Stadt kommen, ihre Fahrzeuge in der Goldbacher Siedlung abstellen und dann 1000 Meter laufen sollen. Das wollen wir gemeinsam mit den Stadträten ausprobieren und in die Stadt zur nächsten Stadtratssitzung wandern, um darauf aufmerksam zu machen, dass so etwas schnell gesagt ist aber in der Praxis nicht funktioniert.

Wie sehr macht Ihnen der ­Internet-Handel zu schaffen?

Die Konkurrenz durch das Internet ist schon massiv. Die Anbieter vor Ort haben aber die Möglichkeit, das in gewisser Form zu kompensieren, wenn die Standortfaktoren stimmen. ­Allerdings: Viele der Facheinzelhändler leben von einem Monat zum anderen, da ist wenig Spielraum. Auch da wieder unsere Bitte an die Verwaltung, sensibel mit Veränderungen umzugehen. Vielen Händlern fehlt leider auch noch der Bezug zur digitalen Welt. Bei ­unserem März-­Stammtisch ­machen wir das zum Thema, reden über Möglichkeiten, ­beispielsweise über Social-Media auf sich aufmerksam zu machen.

Wie lassen sich mehr ­Menschen in die Stadt holen?

Ideen und Aktion haben wir ­viele, darauf machen wir über alle möglichen Kanäle ­aufmerksam. Unsere Kampagne ‚Kauf lokal‘ nimmt langsam Fahrt auf. Wir sagen: Kauf bei deinem Händler in der Stadt, damit die Stadt noch Händler hat. Wir möchten auch zeigen, welche Konsequenzen es für eine Stadt hätte, wenn die Einzelhändler verschwinden. All das ­könnte noch mehr, noch lauter sein.

Gibt es für Ihr Anliegen Unterstützung von der Stadt?

Die haben wir. Natürlich gibt es da noch Defizite, aus denen sich Probleme ergeben. Wenn das Tiefbauamt die Querstraße für ein halbes Jahr wegen Modernisierung dicht machen will, dann muss es verstehen, dass der ­Gewerbetreibende dort genügend Vorlauf braucht. Ist ein Laden während der Baumaßnahmen nicht erreichbar, braucht er ein anderes Konzept. Schließlich muss der Inhaber damit leben, trotzdem Geld verdienen. Da bleiben wir dran.

Was wünschen Sie sich von Ihren Mitstreitern?

Zum Beispiel mehr Besucher bei unseren Stammtischen. Die sind zwar rege besucht, auch von ­Kommunalpolitikern und Interessenten, aber besonders Gewerbetreibende sind meiner Meinung nach zu wenig ver­treten. Die eigenen Leute sind noch mehr gefragt – je mehr Feedback wir bekommen, je mehr Schulterschluss die Vereinsmitglieder wagen, umso mehr können wir zu einer ­unternehmerfreundlichen Kommune beitragen.

Helke Floeckner

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