16. Februar 2024

Neue Trends im Einkaufsverhalten: Was Konsumenten jetzt anders machen

• Lesezeit: 4 Minuten| Von Conny Möller

Gotha. Gothaer Einzelhandel passt sich an: Neue Konzepte trotzen schwierigen Rahmenbedingungen und Konsumwandel.

Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt bescheinigt eine weiter sich fortsetzende Talfahrt in allen Wirtschaftszweigen. Das sei auch in der Stimmung der Unternehmen zu spüren. Der Optimismus und die positiven Erwartungen gestalte sich immer schwieriger. Nach Auskunft der IHK sei eine Erholung der regionalen Wirtschaft weiterhin nicht absehbar. Das bemerkt auch der Gothaer Gewerbeverein, der der Innenstadt eine durchwachsene Stimmung bescheinigt.

„Wir sind konfrontiert von Herausforderungen, die von verschiedenen globalen und regionalen Entwicklungen herrühren“, sagt Andreas Dötsch, Vorsitzender des Gewerbevereins Gotha. Trotz dieser Herausforderungen gebe es in der Gothaer Innenstadt mutige und optimistische Unternehmer, die in der historischen Altstadt investieren wollen. Der Vereinschef ist sich sicher, dass die Transformation von Innenstädten weiter voranschreiten wird. „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass es eine Innenstadt, wie sie früher einmal war, nicht mehr geben wird“, erklärt Dötsch.

Laut Ergebnissen der Konjunkturumfrage der IHK schätzen 55 Prozent der Unternehmen im Landkreis Gotha ihre Geschäftslage zum Jahresbeginn als befriedigend ein. Nur 18 Prozent bescheinigen für sich eine gute Geschäftslage. Fragt man nach der Entwicklung für die Zukunft, dann sind 41 Prozent der Unternehmer der Meinung, dass es schlechter wird. Nur 18 Prozent sind sich sicher, dass die Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten besser wird.

Die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung sind nachwievor die Energie- und Rohstoffpreise und witschaftlichen Rahmenbedingungen, teilt Anja Wolf, Leiterin des IHK-Regionalbüros in Gotha mit. Im Einzelhandel haben sich die mit dem Weihnachtsgeschäft verbundenen Erwartungen auf eine Verbesserung der Situation und Ertragslage nicht erfüllt, so Wolf.

 

Wer in Nostalgie verharrt und sich dem Wandel verweigert, wird auf der Strecke bleiben.
Andreas Dötsch – Vorsitzender des Gewerbevereins Gotha

 

Das Konsumverhalten hat sich auch in der Residenzstadt verändert. Laut Aussage vom Gewerbevereinschef Dötsch, haben viele städtische Unternehmer ihre Geschäfte durch innovative Ideen, Verweildauer und Attraktivität angepasst und bieten den Kunden einen Erlebniseinkauf an. Das beste Beispiel dafür sei das Einzelhandelsgeschäft Barrique am Gothaer Neumarkt, das von Manuela Seybt und ihrem vierköpfigen Team seit nunmehr 18 Jahren geleitet wird. „Wir bieten Verkostungen unserer Produkte an, veranstalten Weinabende“, erzählt Manuela Seybt. Sie appelliert an ihre Geschäftskollegen und Gothaer Bewohner, ihre Stadt nicht schlecht zu reden. Vieles sei in der Stadt besser geworden, so Seybt.

Die Zukunft der Innenstadt liegt neben Service- und Dienstleistungsangeboten, spezialisierten Fachhandel, Filialisten und Wohnen auch in einer vielfältigen Gastronomie, die Andreas Dötsch als wichtigen Bestandteil betrachtet. So habe die Freistellung der Flächensondernutzung für Gastronomen dazu beigetragen, dass die gastronomische Vielfalt gefördert wurde. Dötsch mahnt aber auch an: „Wer in Nostalgie verharrt und sich dem Wandel verweigert, wird langfristig auf der Strecke bleiben.“

Positiv sieht der Vereinschef die geplante Buslinienanbindung am oberen Hauptmarkt/Pferdetränke, die noch in diesem Jahr umgesetzt werden soll. Dadurch könnten mehr Gäste in die Innenstadt gelockt werden. „Wir sind in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem Landrat“, betont Andreas Dötsch. Aber auch mit der Wirtschaftsförderung, dem Citymanagement sowie der Kultourstadt Gotha GmbH gebe es regen Austausch in puncto Innenstadtbelebung.

Ladenflächen müssen für Interessenten bezahlbar bleiben

Ein zentraler Aspekt ist dabei der Leerstand von Gewerbeimmobilien. So sei vielen nicht bewusst, wenn sie ein leerstehendes Objekt sehen, dass in den Geschäften häufig eine Wiedernutzung durch Besitzer- oder Branchenwechsel stattfindet. Allerdings ständen potenziellen Interessenten nur begrenzte bezahlbare Ladenflächen zur Verfügung, die nicht mit langjährigem Sanierungsstau belastet sind, so Dötsch. Solche Probleme weisen beispielsweise die Flächen des alten Kaufhauses Moses und diverse Immobilien in der Erfurter Straße und Jüdenstraße auf.

Die Reduzierung der verfügbaren Potenzialfläche für Interessenten werde durch solche Umstände nur verstärkt. Große Handelsketten, die in die Gothaer Innenstadt ziehen wollten, seien jedoch an den laufenden Verhandlungen über Miete und Nebenkosten gescheitert, erklärt der Vorsitzende des Gewerbevereins.

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