Schon seit Sonnabend stehen an den Straßen links und rechts der oberen und mittleren Insel des oberen Hauptmarktes Schilder, die von acht bis 20 Uhr eine einstündiges Parken nur mit Parkscheibe, also kostenfrei, ermöglichen.
Die Regelung gilt vom Cranachhaus abwärts bis zur Goethe-Apotheke und auf der gegenüberliegenden Seite von der Hützelsgasse bergaufwärts bis Jüdenstraße, wobei selbstverständlich Einmündungen und Ausfahrten frei zu halten sind. Auch in der Jüdenstraße sind einige neue Parkplätze nahe dem Hauptmarkt ausgewiesen.
20 neue Parkplätze in der Gothaer Innenstadt
Rund zwanzig neue Gelegenheiten, in der Innenstadt unentgeltlich zu parken, sind dadurch entstanden.
Die Idee, auf dem oberen Hauptmarkt zu parken, ist schon mehr als ein Jahr in der Debatte. Die praktische Umsetzung verschob sich mehrfach. So hatte wohl zunächst kaum ein Autofahrer die Veränderung zu Kenntnis genommen. Am Dienstag stand lange Zeit nur ein einziger PKW dort. Gestern nun waren an der Ostseite des Hauptmarktes zeitweilig alle Plätze vergeben, während die Westseite und die Jüdenstraße meist frei blieben.
Nahe dem Cranachhaus stiegen auch Mandy und Michael Graf aus ihrem Chevrolet. Das Paar aus Frankenhain war auf dem Weg, Trauringe abzuholen. Die beiden freuten sich sehr über die neue Parkmöglichkeit und bekundeten dies auch gegenüber unserer Zeitung, wobei Mandy Graf zu Bedenken gab, ihr wären zwei statt einer Stunde lieber. Die Innenstadt locke ja auch zum Einkaufsbummel.
Die Begrenzung auf eine Stunde war jedoch auf Initiative der Fachgruppe Innenstadt des Gewerbevereins zustande gekommen. Zum einen will man Jene nicht verärgern, die nur für eine Erledigung und Mittagessen oder Kaffeetrinken in die Innenstadt kommen und dann doch keinen Parkplatz finden, zum anderen ist Fluktuation gewünscht, damit möglichst viele Auswärtige den Reiz der Gothaer Innenstadt wahrnehmen. Für längeres Parken gäbe es dann das Parkhaus, hieß es von dort. Beim Gewerbeverein erinnert man sich dankbar an konstruktive Gespräche mit der Stadtverwaltung in dieser Frage.
Dabei ist die gefundene Lösung in jeder Weise ein Kompromiss. Nachdem Gotha 2013 die Innerstädtische Parkregelung zwar vereinfacht aber so verändert hatte, dass Parken in der Innenstadt teurer wurde, gründete sich eine „Interessengemeinschaft lebendige Innenstadt“, die zunächst Protestplakate verteilte, weil man noch weniger Kunden und Leerstände in der Innenstadt befürchtete.
Schon 650 Euro für Schilder gespendet
Die SPD-Stadtratsfraktion lud zu einem Forum ein. Ein Runder Tisch zur Belebung der Innenstadt wurde gegründet, der inzwischen regelmäßig tagt.
Bald war die Idee geboren, die Inseln des oberen Hauptmarktes zum Parken frei zu geben. Dagegen positionierte sich jedoch die Denkmalpflege. Auch hätte man zum Aufstellen des Maibaumes, des Weihnachtsbaumes und von Marktständen das Parken dann dort wieder zeitweilig untersagen müssen. So kam es zu der Variante, am Straßenrand statt auf der Insel zu parken. Diese Variante unterstützte auch die damals aus SPD und Grünen gebildete Mehrheitsfraktion des inzwischen neu gewählten Stadtrates.
Aber offenbar findet die Neuregelung bei einigen engagierten Gothaern viel Anklang. Denn der Aufforderungen, sich mit Spenden an den Kosten der Beschilderung indirekt zu beteiligen, kommen sie nach.
2500 Euro waren für die Neubeschilderung veranschlagt. Obwohl das Spendenkonto zunächst nur im sozialen Netzwerk „Facebook“ oder mündlich zu erfahren war, sind bereits 650 Euro an Spenden eingegangen. Arbeitnehmer, die häufig in der Innenstadt beruflich bedingte Termine haben, Gothaer Gewerbetreibende und Gastronomen, aber auch der SPD-Landtagsabgeordnete Matthias Hey und sein Mitarbeiter Sascha Thein , die mit dem „Hey-life“ ein Büro am Hauptmarkt haben, die Kreistagsfraktion der Linken, Bernd Fundheller persönlich, gleich vier Piratenpartei-Mitglieder und CDU-Stadtrat Emanuel Cron beteiligten sich.