Meine lieben Mitglieder, Weggefährten, Mitstreiter, sehr geehrter Oberbürgermeister, anwesende Stadträte, liebe Pressevertreter und Gäste, werte Vollversammlung!
Was für ein unbeschreiblicher Moment, heute vor euch zu stehen! Ein Augenblick der Dankbarkeit, der Wehmut und der Veränderung.
Erlaubt mir einen letzten Rückblick zur Entstehung und Entwicklung unseres Vereins, zur geleisteten Arbeit aber auch zu meinen persönlichen Gedanken, in aller Offenheit und Ehrlichkeit.
Es ist das Jahr 2012. Ein kleines, Café in Gotha namens ‚FranX Modecafé‘ wird zur Wiedergeburtsstätte einer Vision. 19 mutige Unternehmer, unter der Führung unseres heutigen Ehrenmitglieds Maik Schulz, angetrieben von dem Wunsch, etwas für ihre Stadt und deren Unternehmertum zu bewegen, legen den Grundstein für etwas Großes. Aus dem Überbleibsel des Fördervereins ‚von Gotha für Gotha‘ und des Händlerrings heraus entsteht eine neue, starke Stimme für die Gewerbetreibenden Gothas – eine Stimme, die gehört wird, die etwas bewegt!
Ich erinnere mich, was haben wir anfangs für runde Tische und Podiumsdiskussionen angestoßen, um uns aufeinander zuzubewegen!
Heute, fast 13 Jahre später, ist unser Verein eine Institution, die wir alle gemeinsam mit Leben füllen. Wir unterstützen uns gegenseitig, wir knüpfen Netzwerke, wir erweitern unseren Handlungsspielraum und entwickeln unseren Wirtschaftsstandort weiter. Gothas Gewerbeverein hat einen guten Ruf, weit über den Gothaer Landkreis und Thüringens Landesgrenzen hinaus!
Ob in der Folgenbewältigung der Pandemie, der Transformation unserer Innenstadt, der Digitalisierung unserer Gewerbe oder der erfolgreichen Etablierung des Gotha Gutscheins und Gothas Mitarbeiterkarte – Zusammen haben wir Herausragendes geleistet!
Gerade in der Pandemie haben wir gezeigt, was es heißt, füreinander da zu sein. Für viele von Euch war es der Gewerbeverein, der die Hoffnung aufrechterhalten hat, der ohne zu zögern jedem zur Seite sprang, welcher Hilfe benötigte. Gemeinsam mit der Unterstützung verschiedener Landes- und Bundespolitiker wie Matthias Hey, Tankred Schipanski und Thomas Kemmerich haben wir Hilfen eingefordert und Problemstellungen an Land und Bund herangetragen!
Unsere wahre Stärke liegt im Miteinander.
Wir haben alte Pfade verlassen, den Blick nach vorn gerichtet und neue Wege beschritten. Wir haben unter anderem bewiesen, dass Gewerbeverein und Verwaltungen, egal ob im Landkreis oder Stadt, nicht gegeneinander arbeiten müssen. Das Miteinander ermöglich uns Lobbyarbeit für Euch, auf Augenhöhe.
Nur gemeinsam können wir etwas bewegen, wovon alle profitieren!
Nur gemeinsam bringen wir unsere Stadt als Lebensmittelpunkt, als Arbeitsumfeld und Wohnstätte voran!
Dabei waren es nicht nur die großen, öffentlichkeitswirksamen Aktionen, die zählten. Unzählige Male haben wir individuelle Hilfe geleistet, oft auch Hilfe und Unterstützung, die nicht in ein Protokoll oder einen Newsletter gehören. Wir haben zugehört, beraten, unterstützt – und manchmal einfach nur ein offenes Ohr gehabt.
Die Zahlen sprechen für sich: 69 Mitglieder in 2020, 114 in 2023 und nun fast 150 Mitglieder Anfang 2025. Trotz schmerzlicher Verluste aufgrund Geschäftsaufgaben und Insolvenzen in den letzten Monaten ist dies ein beeindruckender Beweis für unseren Erfolg!
Ein Meilenstein unserer Vereinsarbeit war 2022, als der Gewerbeverein Gotha von Oberbürgermeister Knut Kreuch als erste Institution mit der Gotha-Medaille für die geleistete Arbeit zugunsten von Wirtschaft und Bürgerschaft sowie der Stadt Gotha ausgezeichnet wurde. Und in diesem Jahr feierten wir auch unsere 200-jährige Tradition!
Mein Kurs, gerade der letzten Jahre, war ein Kurs des Brückenbauens. Auch wenn es in letzter Zeit Kritik gab – ja, sie war da, und ja, sie war nicht immer angenehm. – Trotzdem glaube ich fest daran, dass dies der einzig richtige Weg war und ist. Ein Weg, der uns über die Jahre auch viele Unterstützer und Förderer gebracht hat. An der Stelle, stellvertretend für viele weitere Unterstützer, Dank an die Kreissparkasse Gotha, die Gothaer Stadtwerke Energie und der VR Bank in Thüringen e.g.. Allein die Kreissparkasse hat unsere Aktivitäten, Kampagnen und Events der letzten 3 Jahre mit über 30.000 € unterstützt. Geld dass mit weiteren Drittmitteln multipliziert, zweckgebunden, überwiegend in innerstädtische Aktionen und Veranstaltungen investiert wurde. Wer denkt, dass wäre selbstverständlich, der irrt. Und wer denkt, dass jeder Verein diese Unterstützung genießt irrt umsomehr.
Unsere gemeinsames Bestreben war es immer Impulsgeber, Stimme und Support für euch Mitglieder zu sein. Anspruch und Messlatte haben wir bewusst extra hoch gelegt.
Wir waren die ersten zum Thema Datenschutz-Grundverordnung, wir haben zur Kassennachschau gecoacht, erst vor kurzem das Thema E-Rechnung auf eure Agenda gebracht. Wir haben TMIL und das damalige TMWWDG, mit Wolfgang Tiefensee und Susanna Karawanskij zum Innenstadtgipfel nach Gotha geholt. Ja wir haben für Euch sogar ein Normenkontrollverfahren gegen die Thüringer Verordnung zur Ungleichbehandlung im Rahmen der 2G-Regelung, während der Pandemie, angestoßen.
Mit unseren Jahresempfängen bringen wir mittlerweile weit über 200 Vertreter aus Mitgliedschaft, Vereinswelt und Politik zu einer der größten Netzwerkveranstaltungen des Landkreises zusammen.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung unseres Vereins ist ein zweischneidiges Schwert. Während wir bestrebt sind, den Verein zukunftsorientiert zu führen und zu skalieren, sehen sich einige wenige durch Veränderungen verunsichert und positionieren sich dagegen. Die letzten Monate waren daher besonders herausfordernd, da wir einen Spagat vollziehen mussten: den Verein zu leiten, einen Führungswechsel vorzubereiten und gleichzeitig auf Kritik zu reagieren. Für mich persönlich war dies die anspruchsvollste Phase in über 20 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit!
Besonders enttäuschend, in letzter Zeit gab es wiederholt den Vorwurf, ich würde den Verein für meinen persönlichen Nutzen missbrauchen und der Gewerbeverein würde nicht ausreichend Opposition leisten und die Mittelstandsinteressen weit hinten anstellen.
Es stimmt sehr wohl, dass nicht alle, darunter auch Vereinsmitglieder, unseren Kurs befürworten, sondern ihn kritisieren und teilweise dagegenhalten. Mir persönlich wird vorgeworfen, ich hätte mit der Myconiusmedaille 2023 meine Haltung aufgegeben und würde nun eher die Interessen der Verwaltung als die der Gewerbetreibenden vertreten, ja mir wurde sogar ein egozentrisches Verhalten „attestiert“. – Ich weise diese Unterstellungen entschieden und in aller Deutlichkeit, als haltlos zurück.
Ich bin enttäuscht, dass es hier keine Grenzen gab, dass der Antrieb so weit ging, dass sogar die Vereinsbasis, Kollegen und Freunde in den letzten Wochen abtelefoniert und aufgesucht wurden, um Einfluss zu nehmen. Im September 2024 sah ich mich sogar gezwungen, im eigenen Vorstand die Vertrauensfrage zu stellen, um eine persönliche Selbsteinschätzung vorzunehmen zu können. Der damals anwesende Vorstand stellte sich vollständig hinter meine Arbeit! – Nun, die Debatten halten übrigens bis heute an und hinterlassen persönliche, menschliche Enttäuschungen.
Diese Versuche, unseren Ruf zu schädigen, und die Arbeit vieler Mitstreiter anzugreifen, sind für mich unvereinbar mit den Werten, für die unser Gewerbeverein steht. Trotzdem hat mich die Situation geprägt, aber ich ordne es als Preis unseres gemeinsamen Erfolgs ein.
Es mutet schon seltsam an: Während der Pandemie war das Vertrauen in unsere Arbeit groß, als wir bspw. bei Soforthilfeanträgen unterstützten. Heute, wo es um ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand geht, sollen plötzlich detaillierte Teilnahme- und Wortprotokolle vorlegen werden und die an mich durch die Vollversammlung ausgesprochene Legitimation reicht nicht mehr aus. Der unterschwellige Vorwurf: Ich könnte ja eigennützige Absprachen treffen!
Gleichzeitig scheint es jedoch kein Problem darzustellen, wenn im Hintergrund und ohne Protokoll, Sonderlösungen für Lieferzufahrten, beschleunigte Bauanträge, Lösungen für einen Gastroausschank während städtischer Events oder Sponsorings für innerstädtische Veranstaltungen eingefordert werden – alles im stillen Kämmerlein, versteht sich.
Sobald wir jedoch im Sinne einer langfristigen und nachhaltigen Stadtentwicklung Kompromisse eingehen – sei es bei der Bepollerung , z.B. zur Sicherung von Veranstaltungen oder bei der Parkraumbewirtschaftung – werden wir als zu nachgiebig kritisiert, und es wird zum Widerstand aufgerufen.
Das ist für mich alles mehr als nur befremdlich..
Gewiss, es sind wirklich nur eine handvoll Akteure und nicht das Gros unseres Vereins, wir haben auch wahnsinnig viel positives Feedback, aber unser Kurs ist immer in Gefahr, dass will ich verdeutlichen!
Schätzt unsere Gemeinschaft – sie ist nicht selbstverständlich!
Streitkultur bedeutet Miteinander statt Brandbriefen und Vorwürfe! Auch ich habe mich weiterentwickelt, das dürft ihr mir glauben. Anfangs vielleicht noch mit etwas Poltern und öffentlichem Streit, bin ich heute ein Verfechter des lösungsorientierten Dialogs, der Verständigungs- und Kompromissbereitschaft.
Nur, weil wir langfristige Chancen für Gotha erkannt und nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne der Gemeinschaft gehandelt und somit unsere Stärke und Stimme ausgebaut haben, dürfen wir uns nicht dem gnadenlosen Wunsch einiger weniger hingeben, diese Stimme zu populistischen Zwecken zu missbrauchen und uns zu instrumentalisieren. Gerade in den letzten Wochen sind diese Stimmen lauter geworden. – Hier gilt es aufzupassen!
Dass wir uns nicht missverstehen, trotz der Probleme und endlosen Diskussionen, bin ich wansinnig stolz auf das Erreichte, das Team und alle Vorstände, der letzten Jahre!
Und nun ist für mich der Schritt zur Veränderung gekommen. Neue Kandidaten für den Vorstand stehen bereit – voller neuer Ideen, Tatendrang und hoffentlich voller Energie.
Für mich ist es ein Zeichen, Platz zu machen und einen großen Schritt nach hinten zu gehen und die Projekte zu übergeben.
Meine beiden ‚Herzensprojekte‘ sind erwachsen geworden: Der Gewerbeverein steht auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft mit unendlichem Potenzial für die Zukunft. Und das Zweite, unser Gotha Gutschein, in den ich mit zahlreichen Kollegen und Partnern viel Herzblut investiert habe, macht mich unendlich stolz! Besonders, dass wir mit Gothas Gutschein und Gothas Mitarbeiterkarte bereits 750.000 Euro an die Region binden konnten!
Man soll gehen, wenn man seine gesteckten Ziele erreicht hat! – Nach über 20 Jahren Vereinsarbeit, davon viele Jahre im Vorstand, ist es Zeit für einen Wechsel. Aber keine Sorge: Ich bleibe euch als Unternehmer erhalten! Meine Expertise im Hinblick auf Netzwerk und Innenstadt steht, wenn gewünscht, weiterhin zur Verfügung. Vielleicht kehre ich eines Tages sogar in die Vorstandsarbeit des Gewerbevereins zurück, wenn Bedarf da ist, die hinterlassenen Brücken noch stehen, alte Muster die Arbeitweise nicht dominieren und meine persönlichen Reputation nicht mehr in Frage steht.
Dem heute neu zu wählenden Vorstand wünsche ich eine glückliche Hand, den richtigen Ton und die Fähigkeit, meine Brücken weiter auszubauen und Tempo und Schlagkraft beizubehalten. Halte es mit Friedrich Schillers Leitsatz „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“
Möget ihr Wachstum und Erfolg ernten! Denkt daran, Vorstandsarbeit bedeutet Verantwortung und massiver Zeitaufwand. – Das sollte euch bewusst sein, denn wir sprechen bei Ernsthaftigkeit von mehr als 24h in der Woche, welche nicht immer wertgeschätzt werden.
An euch, liebe Mitglieder, appelliere ich: Bringt euch aktiv ein!
Der Gewerbeverein ist euer Verein!
Der Gewerbeverein ist euer Verein!
Erwarten nicht, dass Ihr an die Hand genommen werdet.
Geht auf den Vorstand zu! Teilt eure Vorstellungen, Interessen und Wünsche mit und vor allem packt mit an!
Es ist keine Zeit mehr zu jammern und zu klagen.
Es ist an der Zeit, dass wir uns wieder auf unsere unternehmerischen Wurzeln besinnen, den Schulterschluss suchen, uns für neue Wege und Kanäle öffnen und zeigen, dass wir Gothaer Unternehmer aus einem besonderen Holz geschnitzt sind! ‚Nur im Schulterschluss sind wir stark‘, das sollten wir immer beherzigen.
Viele von euch sind unzufrieden mit der Politik, der Lobbyarbeit und Interessenvertretung im Bund. Aber wir haben hier die Chance, zu zeigen, dass es auch anders geht! Wir können die Politik nur von unten nach oben verändern und beweisen, dass ein Miteinander möglich ist. Gotha hat aktuell beste Voraussetzungen dafür.
Nochmals: Schulterschluss muss kein Kuschelkurs sein, aber ein Kurs der Sachlichkeit, Fakten und Kompromisse!
Lasst uns den Blick über den Horizont werfen und gemeinsam langfristige Perspektiven für Gotha angehen, anstatt uns von egoistischen Einzelinteressen leiten zu lassen!
Zum Abschluss möchte ich noch einmal die Erkenntnisse meiner ehrenamtlichen Arbeit hervorheben, welche ich ebenso in meiner Dankesrede zur Verleihung der Myconiusmedaille 2023 geteilt habe:
- Für Ehrenamt muss Zeit aufgewandt werden. Du musst bereit sein, mehr zu geben, als du vielleicht erwartest.
- Im Ehrenamt ist das Parteibuch unbedeutend, solange Toleranz, Akzeptanz und Fairplay im Vordergrund stehen, um ein harmonisches Miteinander zu ermöglichen. Es spielt keine Rolle, welche Identität oder Herkunft man hat!
- Im Ehrenamt sollten die Möglichkeiten stets darauf abzielen, das Miteinander zu fördern sowie Mauern, Barrieren und Vorurteile abzubauen.
Aber der wichtigste Punkt für mich war stets:
- Durch das Ehrenamt findet man Gleichgesinnte – und oft auch Freunde fürs Leben.
Viele der Freunde und Gleichgesinnten sitzen heute hier, ich danke euch, dass ihr an meiner Seite wart.
An meiner Seite, so wie auch meine Frau Diana, welche mir die letzten Jahre den Rücken stets frei und die Treue gehalten hat. Danke!
Ich wünsche uns allen nun eine erfolgreiche Neuwahl und einen konstruktiven Austausch im Anschluss!