23. Juni 2017

TA: Schwalbe-Reporter fragt nach: Wie kann Gothas Innenstadt neu belebt werde?

GOTHA / 23.06. 2017 |   Nicht nur die Parksituation bewegt viele Gothaer Bürger und Gäste der Stadt, sondern auch der Ausbau eines W-Lan-Netzes in der Innenstadt. Der Schwalbe-Reporter wollte von Stadtoberhaupt und Gewerbeverein wissen, wie die Innenstadt neu belebt werden kann.

Mit einem kurzen Tritt auf den Kickstarter brachte Johannes Fischer, Chefredakteur der Thüringer Allgemeine, das legendäre DDR-Gefährt „Schwalbe“ zum Laufen. Ein kurzes Aufheulen des Motors war zugleich Signal für den Beginn der Po­diumsrunde anlässlich der TA-Schwalbe-Aktion, die am Donnerstag vor dem Gothaer Rathaus stattfand. Bei Sonnenschein stellten sich Oberbürger-meister Knut Kreuch (SPD) und Andreas Dötsch, stellvertretender Vorsitzender des Gothaer Gewerbevereins, den Fragen um die Innenstadtbelebung und Stadtentwicklung von TA-Lokalredakteur Peter Riecke und der Bürger.

Über die derzeitige Parkplatzsituation, die nicht nur die Händler der Innenstadt, sondern auch Anwohner und Besucher der Residenzstadt betrifft, wollte Andreas Dötsch vom Stadtoberhaupt wissen, wie er den derzeitigen Zustand bewertet. Hintergrund ist, dass ab 2019 der obere Hauptmarkt umgestaltet werden soll. „Die Innenstadt liegt uns am Herzen“, sagt Knut Kreuch. Es sei richtig, dass die Stadt die Rekonstruktion des Hauptmarktes plant. Allerdings sei dies noch in den Kinderschuhen, so könne auch kein Zeitraum eingegrenzt werden. „Bis 2021 ist der Abschluss der Stadtsanierung vorgegeben, das heißt: Nur bis dahin gibt es Fördermittel“, so Kreuch.

Der Hauptmarkt soll umgestaltet werden, sprich barrierefrei werden. Das derzeitige Pflaster bereitet vielen Probleme, vor allem älteren Menschen, Frauen und Rollstuhlfahren, deshalb gebe es mit der Denkmalbehörde Überlegungen, ob das historische Pflaster nicht in eine Decke eingelassen werden könne.

Bahnhof und W-Lan sind weitere Themen

Das seitliche Parken am Hauptmarkt soll es nach Aussage des Stadtoberhauptes weiter geben, das Inselparken nicht. Kreuch sieht die größten Probleme in der Jüdenstraße, weil dies eine Engstelle ist, um aus der Innenstadt wieder herauszukommen. „Hier laufen die Kunden auf der Straße und Fahrzeuge kommen entgegen, deshalb müssen wir hier nach Lösungen suchen“, erklärte Kreuch.

Auf Nachfrage des Schwalbe-Reporters Peter Riecke, ob es nach dem Bau des neuen Einkaufsmarktes in der Gartenstraße weiterhin ein kostenloses Parken geben werde, antwortete der Oberbürgermeister, für das Parken der Mitarbeiter sei deren Arbeitgeber verantwortlich. Geplant seien in diesem Bereich 180 freie Parkplätze, jedoch nur für zwei bis drei Stunden.

Der Vize-Vereinschef der Gothaer Händler bohrte weiter: Das Parken in der Innenstadt sei prekär, gerade im Bereich Klosterplatz und Augustinerstraße gebe es für die Anwohner kaum Möglichkeiten. Die Stadt solle auch daran denken, dass die Leute älter werden und nicht mehr zu Fuß in die Innenstadt laufen können.

Nach einer Analyse seien immer noch genügend Parkplätze in der Innenstadt vorhanden, betonte Kreuch. Die beiden Parkhäuser in der Gartenstraße und am Bertha-von-Suttner-Platz weisen nach Aussage des Oberbürgermeisters rund 200 freie Parkplätze aus. Das Wohnen in der Innenstadt braucht Parkplätze, das steht für den Kommunalpolitiker fest.

Nicht nur die Parksituation bewegt viele Gothaer Bürger und Gäste der Stadt, sondern auch der Ausbau eines W-Lan-Netzes in der Innenstadt. Martina Grauel, Mitarbeiterin der Wirtschaftsförderung, bestätigte, dass Vorbereitungen mit der Telekom bereits laufen. Am Buttermarkt und Neumarkt gebe es einen Privatanbieter, der W-Lan zur Verfügung stelle. Auch die KulTourStadt GmbH will am Hauptmarkt W-Lan zur Verfügung stellen. Andreas Dötsch erklärte, dass bereits viele Händler dieses anbieten. „Möglichkeiten sind vorhanden“, so Dötsch. Die anwesenden Zuhörer und Leser beschäftigte allerdings noch andere Dinge. So wollte Jens Fiedler, Anwohner der Schwabhäuser Straße, vom Rathauschef wissen, warum die Bewohner der Innenstadt nicht ausführlich über die Baumaßnahme in der Friedrichstraße informiert wurden. Kreuch: „Die ersten zwei Wochen haben uns überrannt.“ Es reiche nicht, Schilder aufzustellen und in den Tageszeitungen zu informieren, ergänzte er.

Die Bauarbeiten an Gothas Prachtstraße dauern noch bis November dieses Jahres an, dann werde kurzzeitig die Straße für den Autoverkehr wieder geöffnet. Im April 2018 erfolgt wieder eine Schließung, um den letzten Bauabschnitt zu bearbeiten.

Auch Vera Fitzke aus Gotha, die gleichzeitig Stadträtin der Fraktion Die Linke ist, brachte ein Thema zum Gespräch, welches vielen Gothaern auf den Nägeln brennt. Gemeint ist das Bahnhofsgebäude. Die Deutsche Bahn hatte das Gebäude an einen Privatinvestor verkauft, der jedoch die Sanierung vor sich her schiebt. Jetzt wollen Stadt und Bahn versuchen, das Gebäude wieder vom Investor zurückzuholen, um es gemeinsam entwickeln zu können.

Karolin Schulz, 35 Jahre: Die Center-Planung in der Gartenstraße interessiert mich. Damals haben wir über 3500 Unterschriften dagegen gesammelt, um einen Bürgerentscheid zu erreichen. Ich bin hier, um Genaueres zu erfahren.

Detlef Krüger, 70 Jahre: Die Idee, dass das Pflaster erneuert werden soll, finde ich gut. Vor allem das Kopfsteinpflaster ist in einem unmöglichen Zustand und für ältere Menschen, insbesondere Fahrradfahrer ein großes Problem.

Ronny Saul, 43 Jahre: Ich ärgere mich darüber, dass ich die öffentliche Parkbucht vor meinem Haus selbst sauber halten muss. Wenn ich es nicht tue, bekomme ich eine Ordnungsgeldandrohung. Ich finde, das ist die Aufgabe der Stadt.

Eckehart Döbler, 75 Jahre: In Gotha ist das Angebot vorhanden, es fehlt an der Nachfrage. Verkaufsoffene Sonntage lehnen viele Händler ab, weil es sich nicht lohnen würde. Dann gehen die Kunden nach Erfurt.

 

Den Fragen zur Innenstadtbelebung und zum Stadtentwicklungskonzept stellten sich Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD/2.v.l.) und Andreas Dötsch, stellvertretender Vorsitzender des Gewerbevereins, TA-Chefredakteur Johannes Fischer (l.) und Lokalredakteur Peter Riecke (r.) führten durch das Gespräch.

 

 

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