8. Februar 2023

Thüringens Innenstädte verändern sich – Einstige Einkaufsmeilen kehren nicht zurück

GOTHA.  Viele Läden sind aus Thüringens Innenstädten verschwunden und kehren nicht mehr zurück. Neue Nutzungen sind gefragt, Ideen gibt es viele.

Die Experten sind sich darin einig: Thüringens Innenstädte werden nie wieder so aussehen wie noch vor 20 Jahren. Die Rückkehr der Einkaufsmeile sei ausgeschlossen, bestätigte der Vorsitzende des Gewerbevereins Gotha, Andreas Dötsch. Der Verein hatte mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt Kommunalvertreter, Innenstadthändler und Citymanager nach Gotha eingeladen, um mit ihnen und den Ministern für Bau, Susanna Karawanskij (Linke), und Wirtschaft, Wolfgang Tiefensee (SPD), die aktuellen Herausforderungen und Problemlagen der Händler in den Innenstädten und Ortskernen zu diskutieren. „Die Innenstädte verändern sich und wir müssen daran mitwirken“, zeigte sich Dötsch danach überzeugt.

Die Runde habe deutlich gemacht, dass der direkte Austausch zwischen den betroffenen Händlern, Kommunen und verantwortlichen Landespolitikern notwendig ist, um die vorhandenen Probleme gemeinsam anzugehen, erklärte die Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt Cornelia Haase-Lerch. Die Zeit dränge, um das Mögliche zur Unterstützung attraktiver Innenstädte voranzubringen.

Vereinfachung von Antragsverfahren

Die Lage des stationären Einzelhandels sei schwierig und angespannt. Helfen könnten mehr Aufklärung zu aktuellen Fördermöglichkeiten, einfachere Förderverfahren, eine befristete Mietfreistellung für Existenzgründer und eine Stärkung der IHK-Initiative „Heimat Shoppen“, waren sich Vertreter der Gewerbevereine und des Citymanagements unter anderem aus Gotha, Sömmerda, Eisenach, Leinefelde und Sondershausen einig.

„Viele Problemlagen wurden unisono vorgetragen, sodass die Betroffenen mit einer starken Stimme sprechen. Es braucht mehr und zielgruppenorientierte Kommunikation zu bestehenden Unterstützungsmöglichkeiten, Fördermöglichkeiten, die der Kleinteiligkeit und Altersstruktur im stationären Handel Rechnung tragen sowie Instrumente, die auch Nachfolge im Handel flankieren. Auch eine Absenkung von Genehmigungsvoraussetzungen und Vereinfachung von Antragsverfahren bei verkaufsoffenen Sonntagen muss forciert werden“, forderte Haase-Lerch.

Co-Working-Spaces und Pop-up-Stores als Rettung?

„Die Wiederbelebung unserer Innenstädte ist eine große Herausforderung, die wir nur breit aufgestellt und weit vernetzt bewältigen können“, sagte Susanna Karawanskij. Mit der Thüringer Städtebauförderung verfüge man über ein wirkungsvolles Instrument, nachhaltige städtische Strukturen zu schaffen und zu bewahren. Insbesondere im Programm ‚Lebendige Zentren‘ würden Stadt- und Ortskerne aufgewertet und revitalisiert.

„Die moderne Innenstadtentwicklung muss die Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten in den Fokus nehmen. Hier sehe ich viele Chancen, aus den Leerständen mittels Nach- und Umnutzungen neue verschränkte und attraktive städtische Räume zu schaffen“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee. Als Beispiel nannte er Co-Working-Spaces oder Pop-up-Stores, die man im Blick habe, etwa mit dem Existenzgründungspass.

„Damit können sich Gründer in einen Co-Working-Space einmieten und erhalten dafür einen Zuschuss von uns. Solche Entwicklungen sollten stärker in den Fokus genommen werden, erklärte Tiefensee.

 

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