– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Frau Dötsch, werter Herr Myconius-Medaillen-Preisträger, lieber Andreas Dötsch,
verehrte Familie Dötsch, liebe Festversammlung,
was passiert, wenn eine erlaubte, wirtschaftliche, selbständige Tätigkeit, die auf eigene Rechnung, eigene Verantwortung und auf eine gewisse Dauer mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben wird, auf eine freiwillige und ebenso auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen oder juristischen Personen trifft zur Verfolgung eines bestimmten Zwecks, die in ihrem Bestand vom Wechsel ihrer Mitglieder unabhängig ist?
Ich kann Ihnen die Lösung sagen: In dieser Addition entsteht ein Gewerbeverein!
So einfach ist die Definition für gemeinsames Handeln, laut dem Universallexikon von Joseph Meyer, jenem berühmten Verleger, der natürlich in Gotha sein Bibliografisches Institut gründete und sozusagen „GOOGLE“ von heute erst ermöglichte.
Ich darf Ihnen die Wahrheit sagen:
Unser Preisträger der „Myconius-Medaille“ 2023 unterhält eine erlaubte wirtschaftliche Tätigkeit, die er auf eigene Rechnung und eigene Verantwortung mit seiner Ehefrau ausführt und nicht nur auf eine gewisse Dauer, sondern seit 20 Jahren. Er hat dabei auch eine Gewinnerzielungsabsicht, die ihm gelingt, wenn genügend Kunden in die Stadt kommen, Baumaßnahmen nicht hindern und alle Geschäfte gleiche Öffnungszeiten haben. Was er tut ist freiwillig und er tut es, egal, wer als Bedenkenträgerin und Bedenkenträger ihm im Wege steht.
Geboren 54 Tage vor dem zwölfhundertsten Geburtstag seiner Heimatstadt Gotha, kennt er nur aus den Erzählungen seiner Eltern, in welch turbulenten und volksfesthaften Jahr er geboren worden ist. Noch ist ihm nicht klar, dass 1975 als Europäisches Jahr des Denkmalschutzes deklariert ist, ein Credo, das er unbewusst in viele seiner preiswürdigen Handlungen einführt, denn er kämpft dafür, dass die kleinen Geschäfte in einer alten Innenstadt ihren Handel behalten und setzt sich aktiv gegen Leerstand ein. Mitten in der Stadt ist deshalb auch der Platz für sein Gewerbe.
Kräfte zu bündeln und vereint aktiv zu werden, diesem Anspruch stellte sich der junge Unternehmer gleich im ersten Jahr seiner Existenzgründung, denn viel zu alt erschienen ihm die Formen der Mitbestimmung und er wurde Mitbegründer der Interessengemeinschaft Gothaer Gewerbetreibender und Gastronomen. Weil aktiv auffällig, erfolgte die Berufung in den Beirat, später in den Vorstand des Fördervereins „Von Gotha für Gotha“.
Als dieser Verein, gegründet in den Zeiten der Friedlichen Revolution und des demokratischen Neubeginns, seine Aufgabe erfüllt sah und sich auflöste, war Andreas Dötsch einer derjenigen, der dafür eintrat, sofort wieder Gemeinschaft herzustellen
Gemeinsam mit Gleichgesinnten besann er sich auf die Ideale des 1822 gegründeten Gewerbevereins eines Ernst Wilhelm Arnoldi. Von 2012 bis 2018 als stellvertretender Vorsitzender tätig, übernahm er 2018 die Aufgaben des Vereinsvorsitzenden.
Es begann eine Zeit der engsten Kooperation mit der Wirtschaftsförderung und dem Citymanagement der Stadt Gotha, vielseitige Initiativen wurden mit der KulTourStadt Gotha gemeinsam gestartet und so konnten Shoppingnächte, Einkaufstage, Empfänge und Podiumsdiskussionen zu Erfolgsmodellen entwickelt werden. Selbst der Freistaat Thüringen und die IHK nehmen gern den Rat des Preisträgers an.
In die ersten Amtsjahre unseres Geehrten fiel die schwere Zeit der CORONA-PANDEMIE mit den vielen Ungewissheiten, in der es galt, sich gemeinsam zu motivieren, immer neue Informationen und Entscheidungen zu kommunizieren und Hilfestellungen bei der Flut von Anträgen zu bewältigen.
Das Gespräch, das offene Ohr, der flinke Kugelschreiber, das schnelle Telefonat, alles das sind und waren Mittel, mit denen Andreas Dötsch zum Gleichgewicht und Frieden dieser Stadt beigetragen hat. Sein Handeln ist noch lange nicht zu Ende, sein Management wird auch noch die nächsten Jahre dringend benötigt, denn die deutschen Innenstädte sind im Umbruch, in einer Findung und deshalb ist ihm die Bürgerschaft dieser Stadt auch sehr dankbar, dass er sich erneut der Wahl zum Vorsitzenden seines Vereins stellte und das Vertrauen der Mitgliedschaft erhielt.
Andreas Dötsch ist ein Mensch, der nicht fragt, wo die Arbeit ist, die Aufgabe liegt und der klagt, dass zu viel zu tun ist. Andreas Dötsch ist ein Macher, der sieht und handelt.
Solche Männer und Frauen werden benötigt in einer Gesellschaft, die verstärkt beginnt das WIR zu vergessen, eine Gesellschaft, die sich selbst vermüllt, ob mit Worten, Bildern oder Schmutz, wo wir über Klimaschutz reden, Nachhaltigkeit predigen und nicht bemerken, dass alles vor der eigenen Türe beginnt.
Er ist einer, der nicht mit dem Finger auf andere zeigt, sondern deren Hand ergreift und sie nicht mehr loslässt, bevor die gemeinsame Arbeit begonnen hat. Die IHK Vollversammlung und er IHK Wirtschaftsbeirat Gotha wissen dieses entschlossene Handeln sehr zu schätzen.
„Nicht festkleben was stört, sondern entfernen“ ist für ihn immer der beste Lösungsansatz.
Der Satz „Du lebst für dich, wenn du für andere lebst“ wird seit einer Biografie über Ernst Wilhelm Arnoldi aus dem Jahr 1995 vielfach zitiert, weil der große Sohn unserer Stadt, etwas zum ICH und zum WIR und zwar in dieser Reihenfolge sagte.
Ich habe den Ausspruch recherchiert und festgestellt, dass er in dieser Form nicht von Ernst Wilhelm Arnoldi stammt, denn der große Kaufmann und Versicherungsgründer überschrieb am 10. November 1817 seinen Aufsatz „Zur Eröffnung des Ausschusses der Gesellschaft zur Aufhülfe der gesunkenen Brauerey zu Gotha“, als wenn er gewusst hätte, dass Oettinger eines Tages geht und Paulaner kommt, mit dem Ausspruch „Lebe für andere, so lebst du für Dich!“
Er stellt also nicht, wie in der Biografie geschrieben, den Einzelnen in den Vordergrund und lässt dann die Allgemeinheit folgen. Arnoldi sprach deutlich zuerst die Gemeinschaft das WIR an und erklärte als Folge daraus, das Glück des Einzelnen im ICH – das ist ein gewaltiger Unterschied.
Unser Preisträger sieht im WIR sein gesamtes Handeln und deshalb hat ihm der Stadtrat der Residenzstadt Gotha in seiner Sitzung am 23. März 2023 einstimmig auf Vorschlag der Jury die Myconius-Medaille 2023 verliehen.
Herzlichen Glückwunsch an Andreas Dötsch.