Gotha. Datenschutzverordnung, Konkurrenz aus dem Internet, anstehende Bauarbeiten in der Innenstadt: Es gibt viele Aufgaben, mit denen Gewerbetreibende in Gotha umgehen müssen. Andreas Dötsch vom Gewerbeverein spricht über das was war und was auf Geschäftsleute in der Region zukommt.
Herr Dötsch , seit Anfang Juni dieses Jahres sind Sie der neue Vorsitzende des Gothaer Gewerbevereins. Der Verein ist nun bald sieben Jahre alt. Zeit, eine Bilanz zu ziehen?
Ein Jahreswechsel ist immer eine gute Gelegenheit dazu. Anfang Juni dieses Jahres galt es, die Arbeit meines Vorgängers Maik Schulz , der nach wie vor im Verein und eines von drei Ehrenmitgliedern ist, fortzusetzen. Ich war ja sein Stellvertreter, so gab es einen einvernehmlichen und nahtlosen Übergang. Ich möchte – im Einvernehmen mit dem Vorstand und den Mitgliedern – Bewährtes fortsetzen und neue Akzente setzen. Wie sehr ein Gewerbeverein gebraucht wird, hat sich im nun zu Ende gehenden Jahr bereits durch die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung gezeigt.
Wie haben Sie darauf reagiert?
Zunächst mussten wir selbst als Verein wie alle anderen Vereine auch unsere Mitglieder über die Speicherung ihrer Daten im Mitgliederverzeichnis informieren und ein paar Veränderungen an unserer Präsenz im Internet vornehmen. Glücklicherweise haben wir was Webdesign betrifft genug Kompetenz im Verein. Doch das Wichtigste war die Beratung unserer Mitglieder, darunter viele Selbstständige, die nicht einfach mal so Fachleute beauftragen können. Wir haben uns mit dem Gastdozenten Matthias Dick von der Fachhochschule Schmalkalden externen Sachverstand geholt.
Haben die Vereinsmitglieder das zu schätzen gewusst?
Wie groß das Interesse war, zeigt sich dann zu dem Themenabend Mitte Mai. Im Saal im englischen Pub „The Londoner“, „Oscars Schlachthofbühne“ genannt, blieb kein Sitzplatz frei und der Vortrag wurde bis zu Ende aufmerksam verfolgt. Danken möchte ich in diesem Zusammenhang auch dem Gothaer Rechtsanwalt Christian Sitter. Er ist seit zehn Jahren Fachanwalt für IT-Recht sowie zertifizierter Datenschutzbeauftragter und hat zusammen mit Rechtsanwalt Christian Solmecke unter dem Titel „Fit für die DSGVO“ eine leicht verständliche Darstellung dazu geschrieben, die alle relevanten Muster enthält. Auf unserer Homepage „gewerbeverein-gotha.de“ sind ebenfalls Muster, die man sich speichern kann.
Was wollen Sie im neuen Jahr 2018 fortsetzen?
Wir wollen wieder teilnehmen am Runden Tisch zur Belebung der Innenstadt, denn bei diesem Thema sehe ich nach wie vor großen Handlungsbedarf. Wir vergeben wieder den Dirk-Kollmar-Preis, dann bereits zum sechsten Male. Es wird wieder den Jahresempfang geben, die Händler-Stammtische werden fortgesetzt. Allerdings möchte ich betonen: Der Gothaer Gewerbeverein ist nicht nur ein Verein für den Einzelhandel, sondern will alle Gewerbetreibenden ansprechen.
Wie viele Mitglieder hat der Verein zur Zeit und aus welchen Branchen kommen sie?
Zur Zeit sind es fünfzig Mitglieder. Es gibt immer mal Ein- und Austritte. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 15 Euro im Monat. Ich bin sehr froh darüber, dass auch städtische Unternehmen wie die Stadtwerke Mitglied sind. Die Freude betrifft auch die Mediengruppe Thüringen , in der ja ihre Zeitung erscheint. Darüber hinaus ist die Mitgliedschaft so vielfältig wie die Wirtschaft. Doch wir haben viel mehr Gewerbetreibende in der Stadt. Je mehr davon zum Verein gehören, je mehr Gewicht hat unser Wort, je mehr Synergien können wir heben.
Stehen Gewerbetreibende denn nicht auch in Gotha oft untereinander in Konkurrenz?
Das ist aus meiner Sicht längst nicht mehr der dominierende Aspekt. Unsere Konkurrenten sind in den Nachbarstädten und kommen fast weltweit über das Internet. Wenn wir wollen, dass Gotha weiter gedeiht, sollte Geld im regionalen Kreislauf bleiben. So wie in der Evolution oft Kooperation und Vernetzung bessere Überlebenschancen bieten als der Kampf aller gegen alle, gilt das längst auch in der Wirtschaft. Über alle Parteigrenzen hinweg kann ein Gewerbeverein dafür die Plattform bieten.
Wo und wie sollen Austausch und Vernetzung konkret stattfinden?
Eine Plattform steht im Internet. Sie heißt „made-in-gotha.de“. Dort sind inzwischen hunderte Gewerbebetriebe aus dem ganzen Landkreis vermerkt. Es gibt sogar eine Öffnungszeiten-Ampel. Der Eintrag ist unentgeltlich. Die Firma „CodeRider GmbH“ und die Stadtwerke unterstützen uns dabei. Doch das betrifft die Außenwirkung. Gegenseitige Unterstützung entwickelt sich vor allem durch persönliche Begegnungen. Dafür sind unsere Veranstaltungen gut. Aus meiner Sicht war es auch die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, insbesondere mit Bürgermeister Klaus Schmitz-Gielsdorf . Ein Beispiel: Die Lösungen zum Thema Parken auf dem oberen Hauptmarkt. Ich hoffe, dies bleibt so, auch wenn Schmitz-Gielsdorf nicht mehr im Amt ist.
Welche Baustellen für den Gewerbeverein sehen Sie im nächsten Jahr?
Eine Herausforderung erster Güte wird die Sanierung des oberen Hauptmarktes. Die soll zwar nach meiner Kenntnis nun erst 2020 beginnen, doch Vorbereiten muss man das schon jetzt. Alle Erfahrungen lehren, dass Bautätigkeit den Kundenstrom verringert. Überleben das einige Geschäfte nicht, hat Gotha ein Problem. Ein Markt kann noch so schön saniert sein, ohne Ladengeschäfte wirkt er tot. Deshalb drängen ich jetzt schon darauf, bei allen Bauablauf-Planungen die Erreichbarkeit der Geschäfte im Blick zu haben und wünsche mir nach wie vor einen Citymanager der Stadt.
Was würden Sie den Gothaer Bewohnern und denen des Kreises fürs neue Jahr mit auf den Weg geben wollen?
Einen Spruch, der von dem Immobilienmakler Frank Bendix stammen soll: „Kauf beim Händler in der Innenstadt, damit die Innenstadt noch Händler hat!“ Aber das ist nur ein Beispiel. Ich bitte einfach darum, bei allen Entscheidungen, privat wie geschäftlich, die Interessen der Region mit im Blick zu haben.
31.12.18
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